Mädchen brauchen ihren Platz in den Medien

Masuma Ahuja ist Journalistin und hat früher für die Washington Post und CNN gearbeitet. Im Jahr 2021 gründete sie in London das Startup Girlhood, eine Community-Plattform, die Mädchen aus aller Welt beibringt, wie man eine gute Geschichte erzählt und wie man Geschichten für die Medien produziert. Girlhoods Mission ist es, weibliche Perspektiven von heranwachsenden Frauen in die Medienbranche zu bringen. Die Community-Plattform arbeitete bereits mit Mädchen aus über 20 Ländern, unter anderem Kenia, Großbritannien oder Indien. Neben den Tools für ein gutes Storytelling inspirieren sich die Teilnehmerinnen und profitieren vom gegenseitigen Erfahrungsaustausch.

 

Derzeit ist Girlhood Teil des GNI Startups Lab Europe. Das Programm findet in Zusammenarbeit mit dem European Journalism Center und dem Media Lab Bayern, statt. Heute zum Internationalen Frauentag - erklärt die Gründerin, warum auch junge Mädchen ihren Platz in der Medienlandschaft brauchen. Denn bisher werden heranwachsende Frauen in den Berichterstattungen häufig nicht gesehen.

Girlhood arbeitet von London aus. Wie werden junge Frauen in England medial geframed?

Die Probleme sind nicht auf einen bestimmten Ort beschränkt, das ist eine sehr globale Angelegenheit. Das ist der Grund, warum ich das mache. Das Startup ist aus meiner vorherigen Arbeit entstanden.  2018 schrieb ich eine Serie für The Lily, eine Publikation der Washington Post, über das Leben von Mädchen im Teenageralter auf der ganzen Welt. Aus dieser Serie wurde dann GIRLHOOD - ein Buch für junge Erwachsene, das ich geschrieben habe und das 2021 veröffentlicht wurde. Darin kommen 30 Mädchen aus 27 Ländern vor. Sehr oft werden Mädchengeschichten von und für Erwachsene geschrieben - um Eltern und Lehrern Teenager zu erklären, um die neuesten Trends zu erläutern. Aber es gibt nur sehr wenige Perspektiven von Mädchen, die sie und ihre Sichtweise in den Mittelpunkt stellen und ihnen helfen, sich gesehen zu fühlen und sich mit den Umständen des jungen Erwachsenenalters zurechtzufinden.

Heutzutage kann jeder seine Geschichten über soziale Medien veröffentlichen. Was ist der Unterschied, wenn junge Mädchen ihre Geschichten mit dem Know-how von Girlhood publizieren, anstatt sie direkt über Social Media in die Welt zu tragen?

Social-Media-Plattformen sind unglaublich mächtig für die Kommunikation von Menschen, die sonst keine Plattformen hätten. Sie helfen, sich zu äußern oder dabei Gemeinschaften aufzubauen. Aber nur weil es soziale Medien gibt, heißt das nicht, dass wir keine Nachrichten- und Medienorganisationen, Kulturschaffende und Kurator:innen brauchen. Außerdem sind Mädchen online oft mit toxischen Inhalten, Trollen und Missbrauch konfrontiert. Social-Media-Plattformen sind nicht dafür gemacht, ein Ort zu sein, an dem Mädchen ihren Platz in den Medien wirklich finden. Gleichzeitig steht in traditionellen Medien das Leben, die Stimmen und die Erfahrungen gewöhnlicher Mädchen nicht im Mittelpunkt. Girlhood ist deshalb ein Platz, an dem Mädchen ihre Stimme erheben und sich sichtbar machen können.

Wenn ich an England und Girl Power denke, denke ich sofort an die Spice Girls. Das war in den 90er Jahren. Ist Girl Empowerment 30 Jahre später "immer noch" oder "wieder" ein Thema?

Ich denke an einen größeren, globalen Kontext. So sehr wir uns auch weiterentwickelt haben, die Ungleichheit zwischen den Geschlechtern besteht immer noch. Mädchen haben nicht den gleichen Zugang zu den gleichen Ressourcen, zur Bildung und zu den gleichen Möglichkeiten. Das war in allen Jahrzehnten der Fall, bis heute. Solange es diese Ungleichheit gibt, wird sie auch in der Musik und in Filmen thematisiert. Wir alle wollen gesehen und gehört werden.

Was hat sich seither geändert?

Ich denke, es hat sich etwas verändert und die Dinge ändern sich immer noch. Aber Veränderungen und Fortschritte geschehen langsam. Es gibt immer noch Ungleichheit, und deshalb müssen wir dranbleiben.

Was bedeutet Gleichberechtigung für dich?

Gleiche Rechte, gleicher Zugang zu Bildung und Chancen. Es gibt weniger geschlechtsspezifische Gewalt, sodass die Menschen keine Angst wegen ihres Geschlechts haben oder diskriminiert werden und das Leben leben können, das sie wollen. Das beginnt auf jeder Ebene. Die Stimmen der Frauen müssen ernst genommen werden. Weiterlesen

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