Gesetzliche Versicherung ist besser als ihr Ruf

 

Heute Morgen beim Zähneputzen erregte eine Radiomeldung mein Interesse. Die gesetzliche Krankenkasse sei besser als eine Privatversicherung. Da wollte ich mehr dazu wissen! Im Internet ergab meine Recherche so ziemlich nichts. Nichteinmal der Name der Studie wurde publiziert. Immer nur die drei gleichen Phrasen und keine Details. Erst recht ein Grund für mich, nachzuforschen! Drei Stunden und fünf Telefonate später hatte ich die Originalstudie vor mir liegen. Hier sind die Details!  

 

Eine groß angelegte Untersuchung des Beratungsunternehmen Premium Circle mit dem Namen "Leistungsvergleich PKV-Volltarife / GKV" definierte 103 Kriterien, welche für einen ausreichenden Schutz bei Krankheit notwendig sind. Der Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen (GKV) umfasst 100 Anforderungen davon, das entspricht 97 %.

Bei privaten Krankenversicherungen (PKV) bestanden große Unterschiede. Der beste Versicherer erfüllte 99 Kriterien, der schlechteste 32. Durchschnittlich wurden 27 % der definierten Mindestanforderungen nicht erfüllt.

Die große Leistungsdifferenz innerhalb der Privatversicherungen machen deutlich, dass bei privaten Versicherern keine Homogenität herrscht. Schon 2012 forderte der heutige Gesundheitsminister, Jens Spahn, die Privaten auf, einen Mindestversicherungsschutz einzuführen

 

Einzelzimmer statt Reha

Bei PKV kamen Kuren und rehabilitative Maßnahmen zu kurz. Auch die Palliativversorgung, die häusliche Krankenpflege, die Psychotherapie und Impfungen waren nicht ausreichend gedeckt. Dafür sind andere Aspekte, wie zum Beispiel ein Einzelzimmer im Leistungsumfang enthalten.

 

Zahnbehandlungen

Zugutehalten muss man, dass die PKV beim Zahnersatz recht großzügig sind. Hier besteht im Vergleich zur GKV eine wesentlich bessere Leistung.

 

Arzt
OpenClipart-Vectors / bixabay.com

Facharztbehandlung

Die Erhebung bestätigt, dass Privatversicherte kürzer auf einen Termin beim Facharzt warten müssen.

 

Heilmittel

Die Physiotherapie wurde unter Heilmittel erfasst und beinhaltete acht Mindestkriterien. Vier Privatversicherungen erfüllten die Mindestleistungskriterien nicht. Die Physiotherapie bei der GKV war ausreichend versichert. Im gesamten Bewertungsbereich Heilmittel (Physio-, Logo- und Ergotherapie, Podologie) erfüllten 15 % der PKV-Tarife die Mindestanforderung nicht, 42 % erfüllten und 43% übertrafen die Mindestanforderung.

 

 

 

Übersicht der Ergebnisse

Bei der Honorarerstattung für ärztliche Leistungen übertraf die PKV die Mindestanforderung in 100 % der Fälle. Insgesamt konnte die PKV in 72 % der Kriterien überzeugen, allerdings waren 27 % auch nicht erfüllt! Ein hoher Prozentsatz bei der Fragestellung: inwiefern werden Mindestanforderungen bedient.

 

Kriterienbereich (fehlende 5 Bereiche ohne Grafiken) nicht erfüllt teilweise erfüllt erfüllt übertroffen
Honorarerstattung für ärztliche Leistung  0 0 0 100%
Ambulante Behandlerwahl 12% 0 88% 0
Zahnleistungen 11% 0 33% 56%
Familienplanung 62% 0 36% 2%
Transporte 32% 0 41% 27%

Reaktion auf das Ergebnis

Die Untersuchung der verschiedenen Versicherer wurde von der Grünen-Bundestagsfraktion in Auftrag geben. Als Reaktion auf die Ergebnisse fordern die Auftraggeber nun mehr Transparenz und leichtere Wechselmöglichkeiten. Zudem stellt sich die Frage, ob gesetzliche Versicherungen Dentalbehandlungen – insbesondere den Zahnersatz - höher bezuschussen sollten.

 

Ist eine Privatversicherung schlecht?

Eine Privatversicherung ist auf Basis dieser Ergebnisse grundsätzlich nicht als schlecht zu bewerten. Die GKV decken überwiegend den Grundbedarf und bieten punktuell zusätzliche Leistungen an. Im Hinblick auf Zusatzleistungen z.B. naturheilkundliche Ansätze, Chiropraktik und ähnliches bieten Privatversicherer ein weiteres Spektrum. Außerdem obliegt die Regulation der GKV politischen Entscheidungen und der Versicherte kann wenig Einfluss nehmen. Daher kann auch für die Zukunft keine zuverlässige Prognose gestellt werden.

 


Was wurde untersucht

Top-Tarife von 32 privaten Versicherungsunternehmen (Kosten zwischen 480 und 730 Euro/ Monat; teilweise mit einer Selbstbeteiligung von bis zu 1000 Euro)

 

Die Autoren schlossen 100 Mindestkriterien der GKV ein, sowie drei zusätzliche Mindestanforderungen, welche aus deren Sicht zu einem Mindestversicherungsschutz zählen sollten.

 

Desweiteren wurden 153 Privatleistungen (60 „PKV-Mehrleistungskriterien“ und 93 „PKV-Ausgestaltungskriterien“) untersucht. Die Ergebnisse stützen sich auf die Mindestanforderungen.

 

 

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